Eigentlich bringt mich nur noch wenig aus der Ruhe. Nach über 5 Jahren auf Twitter und kennt man die üblichen Reaktionen. Doch dann gibt es Momenten in denen sie dich doch treffen. So wie momentan. Wahrscheinlich weil ich mich durch das Buch verletzlicher, angreifbarer gemacht habe oder es zumindest so empfinde. Es gehen ja noch immer in Österreich sehr wenige ganz offen mit Armut um und dann kommt eine und wagt es, darüber zu schreiben. Soll doch einfach leise sein, dankbar, dass sie in Österreich lebt und ihre Kinder nicht verhungern müssen, soll sich doch einen Job im Supermarkt oder so suchen. Soll weniger jammern und mehr tun. Soll nicht lügen weil die hat immerhin ein iPhone, kann also gar nicht arm sein. Und so weiter. Alles altbekannt. Alles Sätze die inzwischen abprallen.
Aber wenn ich dann mal schnell Unterstützung für andere suche, weil sie sich an mich wenden, weil sie bereits jetzt nur noch 10 Euro fürs restliche Monat haben, weil sie seit Wochen auf die Bearbeitung von Anträgen warten und die Zahlungen nicht mehr stemmen können, oder weil sie es nicht wahrhaben wollten dass nun auch sie zu jenen gehören, die nicht mehr über die Runden kommen und komplett überfordert damit sind…und wenn dann Hass und Abwertungen entgegenkommen..das macht mich dann doch fertig.
Allein gestern habe ich 5 Stunden damit verbracht, Menschen an Orgas zu vermitteln, die richtigen Ansprechpartner*innen zu finden, zuzuhören, wenn sie mir ihre Geschichten erzählen, Notizen machen um bei Behörden nachfragen zu können sowie Hilfe zu vermitteln. Hab versucht dass so gut wie nichts über mich geht sondern Unterstützer*innen direkt mit Betroffenen vernetzt werden. Was nicht immer einfach ist da viele aus Scham anonym bleiben möchten. 5 Stunden meines Tages. Ich mach es gern. Aus Überzeugung. Weil es Menschen sind die nicht mehr weiterwissen, die manchmal nur ein offenes Ohr brauchen um sich überwinden zu können, manchmal aber wirklich schnelle Hilfe um über die Woche zu kommen. 5 Stunden. Für die ich nichts bekomme. Stunden, die mir wegfallen in denen ich eigentlich darauf schauen sollte, selbst etwas zu verdienen. Und dann fühlen sich Menschen bemüßigt mir Mails zu schreiben es sei eine Frechheit dass ich Paypal verlinkt hätte. Abzocke. Gaunerei. Das sind noch die netteren Ausdrücke.
Zwinge ich irgendjemand? Erstens geht von meinem Paypal der Großteil sowieso schnell wieder weiter an Menschen, die kurzfristig Hilfe brauchen für Lebensmittel. Und zweitens ist niemand gezwungen. Es geht nur darum, das, was ich tue, wertzuschätzen und wer mag es zu unterstützen. Kein Muss. Für niemanden. Trotzdem nehmen die Hassmails zu. Und gehen mir nahe. Es sind die typischen „dann arbeit halt was“ Mails. Und vor einiger Zeit hätte man mich damit noch stark verunsichern können. Aber ich arbeite weit mehr als 40 Stunden pro Woche. Und aktuell kommen noch etliche Veranstaltungen dazu.
Ich lasse mich davon nicht mehr verunsichern. Jene, die um Hilfe gefragt haben wissen wie ich mich einsetze. Und jene, die meinen mich deswegen diffamieren zu müssen sollen doch einfach selbst mal aufstehen und was tun. Euch passt nicht das Menschen Hilfe brauchen? Dann setzt euch dafür ein dass es nicht mehr notwendig ist. Und euch passt nicht dass ich Paypal verlinke weil es immer wieder Menschen gibt, die meine Arbeit trotzdem schätzen? Dann lest drüber. Sorry. Es reicht.
Und um die angesprochenen zu ärgern – wer mag kann meine Arbeit unterstützten. Kann. Nicht Muss!
https://paypal.me/FrauSonnenschein?country.x=AT&locale.x=de_DE